hd heckes

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Sigrid Lange

HD Heckes - Stahlreliefs und Objekte

Hans-Dieter Heckes, 1951 in Moers am Niederrhein geboren, wuchs in einer Mehrgenerationenfamilie auf. Der Vater war Schreiner, der seine Werkstatt in dem ländlichen Kotten der Familie hatte. Hier finden sich die ersten Anknüpfungspunkte zur späteren Arbeit mit Holz und Metall, denn HD Heckes begann schon als Kind mit den Arbeitsresten aus der Schreinerei zu bauen. Darüber hinaus lernte er vom Vater bereits damals den Umgang mit Werkzeugen.

Da er auch gerne und häufig nach der Schule zeichnete, lag die Wahl einer Ausbildung zum technischen Zeichner nahe. Er absolvierte eine Lehre ab 1965 bei der Firma Friedrich Krupp GmbH in Rheinhausen. Dazu gehörte auch ein eineinhalbjähriges Werkstattpraktikum in der betriebseigenen Lehrwerkstatt. Zusammen mit den angehenden Maschinen- und Stahlschlossern lernte er die grundsätzlichen Fertigkeiten im Umgang mit Metall: Feilen, Schweißen, Schmieden, aber auch die Arbeiten wie Bohren und Drehen, Fräsen gehörten zur Grundausbildung, die vertiefte Materialkenntnisse und präzise Bearbeitungstechniken vermittelte.

Nach der Lehre besuchte Heckes die Berufsaufbauschule, die den Zugang zum Studium an einer Ingenierschule ermöglichte, und anschließgend von 1969 bis 1974 die Staatliche Ingenieurschule für Bauwesen in Trier, wo sich praktisch erfahrene Handwerker künstlerisch, wissenschaftlich und technisch zum Ingenieur weiterbildeten..

Nach der Lehre besuchte Heckes die Berufsaufbauschule, die den Zugang zum Studium an einer Ingenierschule ermöglichte, und anschließend  von 1969 bis 1974 die Staatliche Ingenieurschule für Bauwesen in Trier, wo sich praktisch erfahrene Handwerker künstlerisch, wissenschaftlich und technisch zum Ingenieur weiterbildeten.

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Parallel zum Bauingenieurstudium begann er an der zunächst noch eigenständigen, später mit der Ingenieurschule zur Fachhochschule vereinigten Werkkunstschule ein Innenarchitekturstudium. Einer seiner Lehrer war der Bauhausschüler H. Berger, der ihm die Vorstellungen funktionaler Ästhetik vermittelte. In dieser Zeit entstanden erste plastische Arbeiten aus Holz und Metall.

Obwohl Student an einer Ingenieurschule/Fachhochschule gingen seine Interessen weit über das rein Technisch-Konstruktive hinaus. In seiner Diplomarbeit bearbeitete er ein kulturhistorisches Thema „Die Entwicklung des Sanitärbereichs im Mehrfamilienhaus von 1900 bis heute”. 

Nach erfolgreichem Abschluss des Architekturstudium studierte Heckes von 1974 bis 1981 Kunstgeschichte, Archäologie und Neuere Geschichte an der Technischen Universität Berlin, das Studium schloss er mit einer Doktorarbeit über die nachmittelalterliche Baugeschichte von St. Michael in Hildesheim ab. Auch während dieser Zeit war er künstlerisch tätig, inspiriert und motiviert durch die Berliner Kunstszene. Erste  Stahlkunstwerke entstanden und Arbeiten aus Kunststoff, im Künstlerhaus Bethanien in Berlin-Kreuzberg druckte er im Siebdruckverfahren erste Grafiken.

Seit seiner Rückkehr ins Rheinland 1983 war Heckes bis 2016 als wissenschaftlicher Referent in der Bauforschung (Bauarchäologie) beim LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland tätig.

Seither widmet sich HD Heckes wieder verstärkt dem künstlerischen Schaffen. Über Jahrzehnte in seinem Notizbuch gesammelte Ideen und teilweise exakt durchgeplante Entwürfe, wie auch angefangene und nicht vollendete Arbeiten, die im beruflichen Arbeitsalltag zurückgestellt werden mussten, kamen jetzt zur Ausführung.

---- 1. Bilderblock---frühe Stücke wie weißer Turm. -------

HD Heckes, Stahlplasik, Stahlobjekt, Weisser Turm, 11/12/37 cm, 1972
Turm, 11/12/37 cm, 1972
HD Heckes, Stahlplasik, Stahlobjekt, Turm, 12/24/38 cm, 1974
Turm, 12/24/38 cm, 1974
HD Heckes, Stahlobjekt, Schwingplastik, 26/26/56 cm, 1980
Schwingplastik, 26/26/56 cm, 1980

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Arbeiten von HD Heckes wurden seit 1981 in Einzelausstellungen in Galerien in Berlin, Bonn, Düsseldorf und Frankfurt gezeigt. Ab 1992 war er Mitglied der Bonner Künstlergruppe Konkret, die sich 1981 aus einem Arbeitskreis für konstruktives Gestalten heraus gegründet hatte.

Eine erste Veröffentlichung seiner Werke erfolgte 1981 durch die Deutsche Gesellschaft für Kultur e.V. anlässlich einer Ausstellung in der Galerie Eylau ’5 in Berlin. Im gleichen Zusammenhang erschien 1986 ein Begleitkatalog zur Ausstellung „Verschnürungen”. 1990 publizierte HD Heckes weitere Werke unter dem Titel „Schnürungen. Stahlreliefs und Holzskulpturen” im Kontext einer Ausstellung in der interstoff art gallery in Frankfurt/Main, wiederum von der Deutschen Gesellschaft zur Förderung von Kultur herausgegeben. Im 1993 erschienenen Katalog zur Ausstellung „Junge Kunst aus Nordrhein-Westfalen” im Theater auf dem Hornwerk in Nienburg ist er als Mitglied der Bonner Künstlergruppe „gruppe konkret” vertreten, ebenso im Katalog zur Ausstellung „Konzept: Konkret” der 1. Bienale für  Konkrete Kunst im Künstlerforum Bonn von 1998.

Künstlerische Anfänge

Die Anfänge der künstlerischen Betätigung von HD Heckes fallen in die Jahre um 1970. Es war eine Zeit vielfältiger avantgardistischer Strömungen und gesellschaftlicher Veränderungen. Eine junge Generation stellte das gesamte politische, wirtschaftliche und soziale System infrage. In der Architektur beherrschten Beton-Brutalismus und Dekonstruktivismus den modernen Zeitgeschmack, das Design war schrill und „spacig”, die Pop Art hatte bereits ihren Platz in Museen. Neu waren Minimal Art, Aktionskunst und Happenings.

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Auch die Konkrete Kunst blieb in den Künstlerkreisen aktuell, ohne dass man den schon in den 1930er Jahren eingeführten Begriff verwendete. Seit damals ging es Künstlern dieser Ausrichtung vor allem darum, Kunstwerke zu schaffen, die ohne Vorkenntnisse durch Formen, Farben und Materialien sinnlich erfahrbar sind.

Auch die Land Art gewann in diesen Jahren immer mehr Bedeutung und beeinflusste wie die Konkrete Kunst HD Heckes’ künstlerisches Schaffen. Die freien Arbeiten in den Gestaltungsfächern an der Werkkunstschule Trier boten die Gelegenheit, zusammen mit anderen Kommilitonen gestalterische Aufgaben zu lösen. Hier wurde ein wesentlicher Grundstein für das weitere Schaffen von HD Heckes gelegt und sein Interesse an der Kunst forciert.

Schon ab 1974, unmittelbar nach dem Umzug von Trier nach Berlin, entstanden erste plastische Werke aus Metall, die mit ihren kubischen Formen noch deutlich an Architektur erinnern. Darüber hinausgehend versuchte HD Heckes schon damals durch unterschiedlichste Bearbeitungstechniken dem Material Stahl die Kälte und Starrheit zu nehmen und ihm stattdessen etwas Lebendiges zu verleihen. Auch in figürlichen Plastiken, die aus Ton oder Gips geformt sind, veränderte HD Heckes beispiels---weise mit farbigen Fassungen den Charakter des Ausgangsmaterials oder durchbrach durch Hinzufügung ungewöhnlicher Komponenten wie Stoff die akademische Form.

Die Loslösung von der Starre künstlerischer Figuren und Objekte kombiniert mit dem Wunsch, Materialeigenschaften und Bewegungen sichtbar zu machen, führte HD Heckes über die Auseinandersetzung mit kinetischer Kunst zur Erfindung der „blupps”.

---- 2. Bilderblock. --- blupps -------

HD Heckes, Foto: blupps im Str&oumlmungskanal der Technischen Universität Berlin, 1980
blupps im Strömungskanal der Technischen Universität Berlin, 1980
HD Heckes, Foto: blupps-Pärchen, 17/19/18 cm, 4 kg, 13/19/18, 3 kg, 1980
blupps, 17/19/18 cm, 4 kg, 13/19/18, 3 kg, 1980

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Bestätigung seines Tuns und unzählige Anregungen fand er dabei in der Ausstellung „Für Augen und Ohren” die mit einem riesigen Veranstaltungsprogramm in der Berliner Akademie der Künste 1980 gezeigt wurde. Die meisten dieser Veranstaltungen besuchte er und diese regten ihn zu weiteren eigenen Arbeiten an.

Mit diesen neuen Arbeiten trat er in einem durch die Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Kultur in Berlin unterstützten Ausstellungsprojekt erstmals an die Öffentlichkeit.

Die „blupps”, kinetische Objekte oder Aquamobile, wie Ruth Stanić sie bezeichnet, sind Objekte, die unter Wasser agieren und in unregelmäßigem Abstand eine Luftblase an die Wasseroberfläche entweichen lassen. Das dabei entstehende Geräusch gab dem Objekt den Namen.

Die „blupps”, bestehen aus einem Stahlgestell mit einer Polyesterhaube und einer Luftzuführung über Druckschläuche.

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Die Polyesterhaube der blupps ist beweglich gelagert. In ihr sammelt sich die über das Schlauchsystem zugeführte Luft in einer Blase, die sich langsam vergrößert und schließlich die Haube zum Entweichen anhebt. Die Luftblase steigt nach oben und entlädt sich geräuschvoll mit dem namensgebenden „blupp”. Die Druckluft erzeugt er mit elektrisch betriebenen Aquariumpumpen. Heute verhindern moderne Akkupumpen, wie sie beispielsweise zum Transport empfindlicher  Fische eingesetzt werden, die Gefahr eines Stromschlags.

Das konstruktionsbedingte Aussehen der „blupps”, die an fremdartige Wesen aus einer anderen Welt erinnern, inspirierte HD Heckes unter dem Einfluss der damals sich etablierenden Land Art-Bewegung, seine Objekte auch in der Landschaft zu platzieren. In Gruppen auf Felsen oder am Uferrand eines Sees verändern sie die vertraute Landschaft und wirken je nach Betrachter mal geheimnisvoll und bedrohlich oder heiter und komisch. Diese Wahrnehmungsmöglichkeiten bleiben auch auf arrangierten Fotografien und Siebdrucken erhalten. „blupps” sind kinetische Objekte, die ein amphibisches Eigenleben entwickeln.

---- 3. Bilderblock. --- blupps -------

HD Heckes, Foto: blupps in der Kreuzberger Urbanstrasse, Berlin, 1980
blupps in der Kreuzberger Urbanstrasse, Berlin, 1980
HD Heckes, Foto: blupps im Halensee, Berlin, 1980
blupps im Halensee, Berlin, 1980
HD Heckes, blupps-Kassette, 22/32/ cm, Auflage: 11, 1980
blupps-Kassette, 22/32/ cm, Auflage: 11, 1980

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Wichtigstes Material im Werk von HD Heckes ist das Metall. Es bestimmt sein künstlerisches Schaffen bis heute. Die Bearbeitung des Materials war ihm durch die Ausbildung bei Krupp vertraut, und bereits die frühen Arbeiten von HD Heckes entstanden aus der Begeisterung heraus, dem Werkstoff durch verschiedenste Bearbeitungsarten neue Qualitäten abzugewinnen, eine unerwartete Natürlichkeit herauszuarbeiten.

Für die Konzentration auf den Werkstoff lässt sich aber auch das künstlerische Umfeld der 1970er Jahre als Inspirationsquelle anführen, da sich genau in diesen Jahren die Metallkunst etabliert.

Die Tradition aus Metall Kunstwerke herzustellen, reicht dagegen schon zurück bis in die Antike. Über Jahrhunderte hinweg bearbeiteten Künstler Metallbleche für Kunstwerke verschiedenster Art, rituelle Gefäße oder kunsthandwerkliche Produkte.

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Im 20. Jahrhundert etablierte sich jedoch eine neue Art von Metallkunst, die der klassischen Arbeit des Treibens und Modellierens entgegensteht.

Moderne Metallkunstwerke entstehen aus der Bearbeitung industriell vorgefertigter Produkte, die nur mit Spezialgeräten geformt, zerteilt oder zusammengefügt werden können. Die Starrheit des Materials und seine statischen Eigenschaften erfordern genaue Planungen im Vorfeld, da im Herstellungsprozess vieles nicht mehr verändert werden kann.

Als einer der ersten Metallkünstler gilt der spanische Bildhauer Julio Gonzales. Der ausgebildete Schweißer begann in den 1920er Jahren mit dem Schweißgerät Skulpturen zu formen, die zunächst noch der traditionellen figürlichen Darstellung folgten. Unter dem Einfluss von Picasso, den er in den Umgang mit dem Schweißgerät einwies, entstanden abstraktere Werke, zusammengesetzt aus verschiedenen Materialien.

---- 4. Bilderblock. --- kleine Bleche -------

HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, o. T., 21/20 cm, 2 mm Blech 1980
o. T., 21/20 cm, 2 mm Blech 1980
HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, o. T., 25/22 cm, 1 mm Bleche, 1982
o. T., 25/22 cm, 1 mm Bleche, 1982
HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, o. T., 25/28 cm, 5 mm Blech, 1986
o. T., 25/28 cm, 5 mm Blech, 1986
HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, o. T., 30/30 cm, 2 mm Beche, 1983
o. T., 30/30 cm, 2 mm Beche, 1983

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Auch Künstler der russischen Avantgarde wie Tatlin und vor allem Naum Gabo entdeckten zu dieser Zeit den Werkstoff Metall. Ein weiterer Wegbereiter der Metallplastik war der Bildhauer David Smith. Angeregt durch die Werke Picassos und von Gonzales begann auch er in den 1930er Jahren, Kunstwerke aus Metall und anderen Materialien zusammenzufügen. Hans Uhlmann, Fritz Kühn, Otto Sticht oder Eduardo Chillida fanden in den 1940er und 1950er Jahren neue Ausdrucksformen mit Metall.

Bis in die 1970er Jahren hatte sich der Werkstoff Metall im Repertoire der Kunst des 20. Jahrhunderts etabliert. Besondere Wirkung zeigten in diesen Jahren die eindrucksvollen Stahlkunstwerke von Richard Serra, die der amerikanische Bildhauer auf öffentlichen Plätzen aufstellen ließ und dessen Großskulptur Terminal 1977 zum Wahrzeichen der Documenta IV wurde.

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In Berlin formierte sich ab 1980 an der Hochschule der Künste, also in inmittelbarer Nähe zur TU, vorwiegend aus den Klassen von Bernhard Heiliger und David Evison, eine Gruppe von Metallbildhauern, aus der sich später die Gruppe „ODIOUS” bildete. Der Name war Programm (engl. „odious” = hässlich, abstoßend) und spielt ironisierend auf die verwendeten Ausgangsmaterialien an, die meist vom Schrottplatz stammten und auf ihre ruppigen Bearbeitungsmethoden. Diese Stahlplastiken sind genau das Gegenteil zur figurativen klassischen, ernsten Plastik, ohne den in Berlin besonders zelebrierten sozialkritischen Überbau, aber auch nicht so subjektbetont und selbstverliebt wie die  Malerei der „Jungen Wilden”, die in Berlin in den 1980er Jahren die Kunstszene bestimmten.

---- 5. Bilderblock. --- kleine Bleche -------

HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, R 206, 49/49 cm, 7,4 kg, 1984
R 206, 49/49 cm, 7,4 kg, 1984
HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, R 207, 50/53 cm, 10 kg, 1984/2018
R 207, 50/53 cm, 10 kg, 1984/2018
HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, R 211, 37/51 cm, 6 kg, verkupfert, patiniert, 1986
R 211, 37/51 cm, 6 kg, verkupfert, patiniert, 1986

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Verschnürungen

Hauptthema im Werk von HD Heckes sind die Verschnürungen, die er um 1980 erstmals auf dem Papier skizzierte und ab Ostern 1981 als Skulpturen umsetzte. Er verwendet dafür bis heute Stahlbleche mit interessanten Rostbildern, die er mit dem Schneidbrenner, heute dem Plasmaschneider, zerschneidet und anschließend mit Monier- oder Rundeisen wieder zusammensetzt.

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Das auf den ersten Blick recht einfache Verfahren variiert HD Heckes seit Jahrzehnten in vielfacher Art. Die ersten Arbeiten waren ein in viele Einzelrechtecke zerschnittenes Metallblech. Diese Brennschnitte sind nicht perfekt schnurgerade, wie es sich im Metallbau eigentlich gehört, die Schnitte waren  absichtlich frei ausgeführt, wodurch in Kombination mit Riefenbildung, Anschmelzung und  Tropfenbildung, ein lebhafteres Kantenbild entsteht.

---- 6. Bilderblock. --- frühe Verschnürungen -------

HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, R 233, 46/51 cm, 9 kg, 1986
R 233, 46/51 cm, 9 kg, 1986
HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, R 234, 68/54 cm, 13 kg, 1986
R 234, 68/54 cm, 13 kg, 1986
HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, R 258, 62/108 cm, 26 kg, 1986
R 258, 62/108 cm, 26 kg, 1986

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Die Oberflächen der frühen Arbeiten variieren von stahlblauer Walzhaut über hochglanzpoliert und galvanisch verkupfert. Auch gibt es einige wenige farbig behandelte Arbeiten. Sie bilden aber die große Ausnahme. In der Regel belässt er die vorhandene Oberfläche, das  Rostbild, und erlaubt so auch Alterungsprozesse, die das Aussehen verändern.

Die anfänglich noch recht kleinen Platten wurden im Laufe der Jahre immer größer. Außerdem verändert HD Heckes zunehmend die Anzahl und Formen der Stahlbleche. Zu den rechteckigen Formen kamen Vielecke hinzu. Gelegentlich sind die Bleche nur angeschnitten, um dann wieder verbunden zu werden. Als Variation entstehen auch reine Zierverschnürungen als Applikationen.

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Für die Verschnürungen selbst verwendete HD Heckes zunächst einfache Eisenklammern aus Draht, die wie Kettenglieder aussahen. Bald schon wurden die Verschnürungen, meist im Durchmesser von 6 mm, aus Monier- und Rundeisen gemacht, mit denen er die Bleche wieder zusammenfügte. Auch wurden die Verschnürungen komplizierter und erinnern an Seile oder Leder. Auch hier gibt es zahlreiche Variationsmöglichkeiten beispielsweise in der Ordnung der Verschnürungen: exakt angeordnet oder eher chaotisch platziert, aber auch komplexe Systeme, die an Knoten oder Stickmuster erinnern. 

---- 6. Bilderblock. --- frühe Verschnürungen -------

HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, R 250, 53/100 cm, 26 kg, 1986
R 250, 53/100 cm, 26 kg, 1986
HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, R 262, 57/58 cm, 17 kg, 1986
R 262, 57/58 cm, 17 kg, 1986
HD Heckes, Stahlrelief, Schnürung, R 273, 29/95 cm,10 kg, 1986
R 273, 29/95 cm,10 kg, 1986

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Der Prozess der Herstellung der verschnürten Stahlplatten ist aufwendig und bedarf großer Beharrlichkeit. Er bearbeitet seine Kunstwerke ausschließlich in der heimischen Werkstatt selbst. Schon der Zuschnitt der oftmals sehr großen und schweren Bleche mit einer Stärke von bis zu acht Millimetern verlangt Kraftaufwand und sorgfältige Arbeit mit einem Schneidbrenner oder neuerdings mit dem Plasmaschneider. Ausdauer ist auch bei den anderen Arbeiten nötig, z. B. dem Bohren und Senken der Löcher, das mit einer Ständerbohrmaschine mit langem Auslegearm oder einer Magnetbohrmaschine ausgeführt wird. Vorher müssen die einzelnen Bohrpunkte, oftmals mittels Schablonen aus Papier auf die Bleche übertragen werden. Besonders bei komplizierteren Verschnürungen ist die exakte Vorzeichnung auf den Blechen unumgänglich.

   

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Mit weiterem Kraftaufwand ist das Biegen der Rundeisen mit einer Biegemaschine verbunden. Sie müssen auf die exakte Länge gebracht, in die Bohrlöcher eingesetzt und auf der Rückseite der Platte wieder zusammengebogen und zusammengeschweißt werden, damit die Rund- und Moniereisen im Erscheinungsbild einer Verschnürung erscheinen. Das Biegen und Verschweißen erfolgt ganz klassisch mit Acetylen und Sauerstoff.

Eine Variation der Verschnürungen ist die Verwendung von doppelten T-Trägern statt Blechen, die nicht ganz rechtwinklig angeschnitten sind und dann leicht verdreht und schräg gestellt mit Eisenklammern wieder zusammengesetzt werden. Kleinere Formate haben die Buchstützen, die aus mehreren Stücken teilweise gebogenen Vierkantstahls bestehen, auf eine Platte geschweißt und anschließend mit Moniereisen „umwickelt” und verschweißt werden. Im Ergebnis wirken die Eisen wie Seile, die das Werk zusammenhalten.

---- 5. Bilderblock. --- stahltraeger -------

HD Heckes Stahlobjekt, Doppel-T Träger IPB 120, 153cm, 3 Einzelstücke: 41, 27, 85 cm, 36 kg, 1986
Doppel-T Träger IPB 120, 153cm, 3 Einzelstücke: 41, 27, 85 cm, 36 kg, 1986
HD Heckes Stahlplastik, Kl. Buchst&uumtzen, 8 bzw 11/7/18 cm, 1988
Kl. Buchstützen, 8 bzw 11/7/18 cm, 1988

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Anregung für seine Verschnürungen findet HD Heckes in Fotografien und Werken anderer Künstler. Mal sind es die monochromen Bilder mit ihren besonderen Oberflächenstrukturen eines Gotthard Graubner, mal die Konturen auf künstlerischen Fotografien, die ihn zu besonderer Linienführung in eigenen Werke inspirieren.

 Die Verschnürungen entspringen allein seiner Fantasie. Sie sind keine Metaphern moderner Begriffe, sondern ausschließlich auf die Wirkung ausgerichtet. Er durchbricht damit den akademischen Interpretationszwang und überlässt dem Betrachter die sinnliche Erfahrung und Assoziation. Im Ergebnis faszinieren die Stahlobjekte durch einen ganz eigenen Reiz, der eher an Naturprodukte erinnert, dadurch dem Werkstoff Stahl sehr fremd ist und Irritationen auslöst. Im Gegensatz zur eigentlichen Starrheit und Härte des Materials, wirkt der Stahl im Ergebnis vielfach sogar fragil und warm. Assoziationen des Betrachters sind in verschiedenen Richtung möglich: mal massiver Brustpanzer, aber auch an Textilien wie verschnürte Mieder erinnernd. Indem sie in ihrem Aussehen den Eigenschaften des Materials widersprechen, können die Kunstwerke als ironischer Angriff auf die High-Tech-Welt verstanden werden.

 Wenn man einmal die Modekreationen und die zahlreichen Arbeiten aus dem Bereich der Bondage unberücksichtigt lässt, findet sich die Ausdrucksform der Verschnürungen nur selten bei zeitgenössischen bildenden Künstlern.

 

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 Eine extreme Ausnahme bildet hierbei sicherlich der russische Aktionskünstler Pjotr Pawlinske, der sich aus Protest gegen die Verurteilung der Band „Pussy Riot” die Lippen zunähte.

Umweltpolitische Ambitionen verfolgt der tahitianische Künstler Jean Paul Forest, der beispielsweise zerbrochene Steine durch Verschnürungen aus Metallseilen oder anderen Materialien wieder zusammenfügt. Er belässt seine Werke in der Natur Tahitis – sie sollen von der Vergänglichkeit und der Fragilität eines immer bedrohten &OUMLkosystems  zeugen. Jörg Schulze-Roloff verbindet mit Seilen seine aus Beton geformten Elemente. In der Skulptur „Rotation” des Documenta-Künstlers Ansgar Nierhoff sind massive Stahlstangen ebenfalls durch Metallseile zusammengefügt. Auch Reinhard G. Puch verfolgt in einigen seiner Stahlkunstwerken die Idee der Verschnürungen.

 Trotz unterschiedlicher Intentionen und Materialien ist bei den meisten Künstlern in den Verschnürungen die Idee vorhanden, der Härte und Stabilität des Materials die Komponenten des Zerbrechlichen und Beweglichen gegenüber zu stellen. Die daraus resultierende Spannung macht den besonderen Reiz dieser Kunstwerke aus.

 Ganz anders ist dagegen der Ansatzpunkt anderer Stahlkünstler wie z. B. Richard Serras, oder die Mitglieder der Gruppe „ODIOUS”, die das Ausgangsmaterial, im Falle von ODIUS überwiegend vom Schrottplatz holen, nur wenig bearbeiten bzw. bearbeiten lassen und zu dreidimensionalen räumlichen Objekten zusammenfügen.

---- 5. Bilderblock. --- Holzstelen -------

HD Heckes Stahlplastik, Kl. Verklammerung, 21/27/129 cm, 3 kg, 1988
Kl. Verklammerung, 21/27/129 cm, 3 kg, 1988
HD Heckes Holzstelen, Digitaldruck, 30/30 cm, 2012
Digitaldruck, 30/30 cm, 2012
HD Heckes Holzobjekt, HS 72, 42/11/67 cm, 19 kg, 2014
HS 72, 42/11/67 cm, 19 kg, 2014

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Holzstelen

Ähnlich wie die Verschnürungen sind auch die Holzstelen von HD Heckes gestaltet, die ab 1988 rein aus dem Interesse am Umgang mit dem Holz entstanden. Als inspirierende Faktoren kamen hier sein grundsätzliches Interesse an dem seit Kindheit vertrauten Material und sein Architekturstudium, sowie seine Tätigkeit in der  Bauarchäologie zum Tragen. Nicht zufällig verwendet der Künstler jahrhundertealtes ausgesondertes bzw. ausgetauschtes Eichenholz vornehmlich aus abgebrochenen Dachstühlen oder Balken alter Häuser, denen er dann in seinen Kunstwerken ein zweites Leben gibt.

In einem weiteren Arbeitsschritt platziert HD Heckes wie bei den Verschnürungen präzise Bohrungen in den Korpus und steckt aus Moniereisen zurechtgebogene Metallkrampen ein. Gelegentlich verbindet er auch zwei oder mehr Holzstelen zu einem Block. Die Metallklammern, sind im Unterschied zu den Verschnürungen, sehr regelmäßig mit gleichen Abständen waagerecht oder seltener senkrecht angeordnet.

Die so bearbeiteten Holzstelen erinnern durch Material und Einfachheit ihrer Form zunächst an sehr altertümliche Gebäude, wie mittelalterliche Wohntürme.

 

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Die Metallklammern verfremden jedoch das Bild und wirken eher technisch. Mit dieser widersprüchlichen Kombination von alt und neu sind dem Betrachter bewusst unterschiedliche Interpretationen überlassen, die vom modernen Hightech-Hochhaus über archaischen Stelen aus vorgeschichtlicher Zeit bis hin zu Bauten aus fernen Zivilisationen reichen.

Dieser Effekt wird durch die Zusammenstellung einzelner Stelen zu Gruppen verstärkt, die an Hochaus-Skylines, historische Straßenzüge oder alte Industrieanlagen erinnern. Toskanaliebhaber werden sich an San Gimignano erinnert fühlen und Historiker an die vielen mittelalterlichen Städte mit ihren Geschlechtertürmen.

In neueren Werken sind die Gruppen durch zusätzliche Verklammerungen fixiert. Gelegentlich kombiniert er die Gruppen mit Fotografien von modernen Stadtansichten oder historischen Karten. Je nach Hintergrund verstärkt der Künstler dadurch die Wirkung seiner Gebäudesilhouetten vom altertümlichen Dorfensemble bis hin zur futuristischen Hightech-Architektur.

---- letzter Bilderblock. --- kleine Bleche -------

HD Heckes Holzobjekt, Schnürung, HS 71, 29/12/60 cm, 19 kg, 2014
HS 71, 29/12/60 cm, 19 kg, 2014
HD Heckes Holzobjekt, Schnürung, HS 41, 34/11/62 cm, 15 kg, 2018
HS 41, 34/11/62 cm, 15 kg, 2018
HD Heckes Holzobjekt, Schnürung, HS 38, 16/7/55 cm, 4 kg, 2018
HS 38, 16/7/55 cm, 4 kg, 2018

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Diese Art der Schaffung von architektonischen Skulpturen oder die Errichtung skulpturaler Architekturen ist ein wichtiges Thema in der Kunst und Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts. Seit den 1960er Jahren haben Künstler wie beispielsweise Erwin Heerich, Hans Hollein oder Walter Pichler utopische Architekturen entwickelt, die auf die Wirkung geometrischer Formen und unterschiedlicher Materialien setzen. In der Reduktion auf einfache Formen entwickeln sowohl die Kunstwerke als auch die Gebäude ein Spannungsfeld zwischen futuristischer Vision und archaischer Rückblende.

 

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In dieses Spannungsfeld lassen sich auch die Holzstelen von HD Heckes einordnen. In ihrer schlichten Formelhaftigkeit erinnern sie an Architekturmodelle, die durch die Verklammerung inhaltliche Aufladung erfahren. Mit der Kombination von Holz und Metall durchbricht er vertraute Seherfahrungen und ermöglicht ungewöhnliche Assoziationen. Als weiteres Element kommt schließlich auch die serielle Anordnung der Holzstelen hinzu. Dieses Prinzip der Serien wurde besonders von Künstlern der Minimal Art praktiziert, um den sinnlichen Wahrnehmungseffekt zu steigern.




Sigrid Lange: HD Heckes - Stahlreliefs und Objekte, in: HD Heckes, Schnürungen, Bonn 2019, S.13-27

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HD Heckes, Digitaldruckserie Dome, 39/50 cm, Auflage: 11, 2019
Digitaldruckserie, Dome I-IX, Auflage: 11, 2019

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